Willkommen zum Lachs Tutorial!
Auf dieser Seite erfährst du die wichtigsten Infos rund um den Lachs und das Lachs Comeback-Projekt des WWF Schweiz.
In den folgenden vier Videos erfährst du:
- die wichtigsten Facts zur Biologie des Lachses (Video 1)
- weshalb wir den Lachs gewählt und ein eigenes Projekt für ihn lanciert haben (Video 2)
- was genau wir im Projekt "Lachs Comeback" machen (Video 3)
- was du und ich für die Rückkehr des Lachses tun können (Video 4)
Zu jedem Video gibt es ein dazugehöriges Factsheet sowie weiterführende Links und Unterlagen.
Am Ende der Seite findest du ausserdem ein FAQ mit den gängigsten Fragen rund um den Lachs und unser Projekt. Solltest du danach immer noch offene Fragen haben, kannst du dich natürlich jederzeit auch an mich wenden.
Viel Spass beim Schauen!
Video 1: Der Lachs auf Wanderschaft
Video 2: Warum der Lachs
Video 3: Projekt Lachs Comeback
Video 4: Du und ich für den Lachs
FAQ
Bis wann ist der Lachs zurück in der Schweiz?
Aktuell steht der Lachs kurz vor Strassburg an. Es fehlen noch Fischaufstiegshilfen an den Oberrhein-Kraftwerken Rhinau, Marckholsheim und Vogelgrün, damit der Lachs zurück nach Basel kehren kann.
An der Rheinministerkonferen 2020 in Amsterdam wurden folgende Fristen für diese Kraftwerke gesetzt:
- Rhinau: bis 2024
- Marckolsheim: bis 2026
- Vogelgrün: "so schnell wie möglich" bzw. bis 2027
Ergo: bis 2027 sollte der Lachs zurück in Basel, zurück in der Schweiz sein.
Wie steht es um den Fischabstieg am Rhein/in unseren Gewässern?
Fische folgen bei der flussabwärtsgerichteten Wanderung vorwiegend der Hauptströmung und finden so die gängigen Fischaufstiegshilfen meist nicht, sondern gelangen mehrheitlich in die Turbinen der Wasserkraftwerke.
Damit die Fische nicht in die Turbinen gelangen, wo sie sich meist tödlich verletzen, werden Fischschutz und Fischabstiegseinrichtungen gebaut (Rechen und Bypasskanäle = eine Art Rutsche, welche die Tiere an den Turbinen vorbeiführt).
Das Wissen und der Bau von Fischabstiegshilfen ist noch viel weniger weit verbreitet als der Bau von funktionstüchtigen Fischaufstiegshilfen. Bis heute verfügen daher die wenigsten Kraftwerke über Fischschutz- und Fischabstiegshilfen. Vor allem für grosse Anlagen fehlen bisher die technischen Lösungen (hier kann man keine üblichen Feinrechen einsetzen) und so verfügt noch kein einziges Rheinkraftwerk über einen Fischschutz/Fischabstieg.
Neben den Fischabstiegshilfen besteht eine weitere Herausforderung für die jungen Lachse, welche Abwandern möchten: Die Stauhaltungen, welche durch die Kraftwerke produziert werden. Im Gegensatz zu einem Fluss mit definierter Strömung benötigen die jungen Lachse hier viel länger um diese zu durchschwimmen und werden so häufiger Opfer von verschiedenen Fressfeinden.
Werden in der Schweiz schon wieder Lachse ausgesetzt? Wenn ja: wo?
Seit den 90er Jahren versuchen die Rheinanliegerstaaten unter Koordination der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) den Lachs im Rhein wieder anzusiedeln. In der Schweiz werden dazu seit dem Jahr 2006 Besatzmassnahmen mit Junglachsen in ausgewählten Gewässern der Kantone Basel-Landschaft, Basel-Stadt und Aargau durchgeführt.
Auf das Jahr 2013 wurde die Besatzstrategie verfeinert und seither werden in etwa einem Dutzend Gewässern mit Rheinanbindung insgesamt ca. 30'000 bis 50'000 Junglachse pro Jahr ausgesetzt.
Was bedeutet die fortschreitende Klimaerhitzung für den Lachs und seine Wiederansiedelung?
Die Klimakrise hat Einfluss auf den gesamten Lebenszyklus des Lachses. Unter anderem können die Entwicklung, das Wachstum, das Verhalten und die Wanderung, als auch die Anfälligkeit auf Krankheiten davon betroffen sein.
Details dazu sind in diesem Bericht zu finden: https://www.kompetenzzentrum-fischerei.ch/fileadmin/user_upload/Dienstleistungen/Studien/Atlantischer_Lachs_und_Klimawandel_FINAL.pdf
Für die Wiederansiedlung bedeutet dies, dass die Besatzgewässer neben den passenden Laich- und Juvenilhabitaten auch in Hinblick auf die Klimakrise bewusst ausgewählt werden müssen. Grundsätzlich wird sich die Fortpflanzung des Lachses in der Schweiz in Zukunft verstärkt auf die kühleren Zuflüsse des Hochrheins konzentrieren. Hierbei ist es wichtig, bei Revitalisierungen ist auf eine konsequente Beschattung der Gewässer zu achten und eine gute Vernetzung und eine Erreichbarkeit von kühleren Zuflüssen und Temperaturrefugien sicherzustellen.
Wie findet der Lachs so präzise zurück zu seinem Geburtsgewässer?
Wie genau die Lachse so präzise ihre Geburtsgewässer wiederfinden ist noch nicht gänzlich geklärt. Verschiedene Faktoren werden jedoch diskutiert, welche dabei eine Rolle spielen:
- genetische Anpassung an die jeweiligen Umweltbedingungen in den Heimatgewässern (dies zeigt sich z.B. durch unterschiedliche Verweildauern im Meer, unterschiedliche Migrationszeiten und spezifisch auf das Temperaturregime der Herkunftsgewässer ausgerichtete Laichzeiten)
- Geruchsinn
- Magnetsinn (Orientierung am Erdmagnetfeld)
Wie funktioniert die Umstellung von Süss- auf Salzwasser?
Das Blut der Fische ist, wie bei uns Menschen, leicht salzig. Für Süsswasserfische bedeutet dies, dass sie stets viel Salz mit der Nahrung aufnehmen und viel Wasser wieder ausscheiden müssen. Bei Salzwasserfischen ist es umgekehrt: Sie müssen stets viel Wasser aufnehmen und das Salz über die Kiemen und den Darm wieder ausscheiden.
Die Lachse sind in der Lage ihren Stoffwechsel umzustellen und auf die jeweiligen Wasserbedingungen anzupassen. Dazu halten sie sich ca. 3-4 Wochen in der Brackwasserzone der Flussmündungen auf.
Zusätzlich verändert sich während der "Smoltifikation" das Schuppenkleid des Lachses. Ablagerungen von Guanin und Hypoxanthin in der Haut und in den Schuppen überdecken die Parrmarken (dunkle Flecken entlang der Seitenlinie) und resultieren in der für die Smolts typischen silbernen Farbe, welche vorwiegend zur Vermeidung von Prädatoren dient.
Was löst die Abwanderung ins Meer aus?
Die Wassertemperatur und der Abfluss spielen eine Schlüsselrolle für das Abwanderungsgeschehen. Die Smolts wandern in der Regel bei erhöhter Wasserführung, vor allem bei absteigender Abflussmenge nach einem Hochwasser und bei einer Wassertemperatur von mindestens 6 °C ab. Meist setzt die Abwanderung zwischen März und April ein.
Wie kann man Lachs und Forelle unterscheiden?
Insbesondere ganz junge Lachse und Bachforellen sind schwer zu unterscheiden. Folgende Merkmale lassen jedoch auf einen Lachs schliessen:
- keine rote Fettflosse (die Bachforelle kann dies zwar auch haben, aber wenn die Fettflosse rot ist, ist es sicherlich ein kleiner Lachs)
- Punkte eher nur bis zur Seitenlinie, nicht tiefer
- Punkte bis auf die Kiemendeckel
- Schwanzflosse stark eingeschnitten
- verhältnismässig grosses Auge
- Mundspalte weniger stark ausgeprägt als bei der Bachforelle
Ausgewachsene Lachse sehen zum Teil sehr ähnlich aus, wie Meerforellen. Auch hier lassen folgende Merkmal auf einen Lachs schliessen:
- Punkte eher nur bis zur Seitenlinie, nicht tiefer
- gerundeter Kiemendeckel, nicht eckig auslaufend
- schlanke Schwanzwurzel und Schwanzflosse stark eingeschnitten
Siehe hierzu auch das Faktsheet 1 "Lachs auf Wanderschaft", oben unter dem ersten Video
Wie gross kann ein Lachs werden?
Atlantische Lachse können maximal bis zu 1.5 m gross werden, wobei sie im Durchschnitt eher zwischen 80 cm und 120 cm gross werden. Die Weibchen bleiben dabei stets etwas kleiner als die Männchen.
Was frisst ein Lachs?
Sobald die kleinen Lachse aus dem Kieslückensystem aufschwimmen, beginnen sie zu fressen. Anfangs besteht die Nahrung hauptsächlich aus Insekten und deren Larven. Wenn sie grösser sind, fressen sie zum Teil auch kleinere Fische.
Sobald sie im Meer sind fressen sie vor allem andere Fische und Krebstiere (durch ein Fabrstoff, den die Krebse wiederum von Algen aufnehmen, ergibt sich die typische rot-färbung des Lachsfleisches).
Während ihren Laichwanderungen zurück ins Süsswasser nehmen die Lachse keine Nahrung mehr zu sich.
Stimmt es, dass die meisten Lachse nach ihrer Fortpflanzung sterben?
Die pazifischen Lachse sterben alle nach ihrer Fortpflanzung.
Bei den atlantischen Lachsen ist es grundsätzlich möglich, dass sie zurück ins Meer kehren und sich ein weiteres mal fortpflanzen. Da aber die Wanderungen und Fortfplanzung sehr kräftezehrend sind, und die Tiere in dieser Zeit auch keine Nahrung mehr zu sich nehmen, stirbt tatsächlich ein Grossteil der Tiere nach dem Laichen. Dies dürfte insbesondere auf Tiere zutreffen, welche die Wanderung bis in die Schweiz machen.
Schätzungen gehen davon aus, dass ca. 10 % der Tiere ins Meer zurückkehren und nur 0.1 % der Tiere unternehmen die Wanderung 3 mal.
Früher soll es mal ein Gesetz gegeben haben, dass es verbot, Bediensteten mehr als x mal die Woche Lachs zu servieren - was ist an dieser Geschichte dran?
Das Staatsarchiv Basel äussert sich zu dieser Frage wie folgt:
«Die Frage nach dieser angeblichen Verordnung, wird dem Staatsarchiv Basel-Stadt immer wieder gestellt. Schon 1967 schrieb der damalige Staatsarchivar Prof. Andreas Staehelin dazu: ‹Die Quelle dieser mit grösster Hartnäckigkeit umlaufenden Mär haben wir bisher leider noch nicht ermitteln können. Wir vermuten, dass es sich um eine sogenannte Wandergeschichte handelt, die vielleicht von irgendeiner am Meer gelegenen Stadt fälschlicherweise auf Basel übertragen worden ist. Tatsache ist, dass sich der angebliche Lachsüberfluss historisch absolut nicht belegen lässt. Aus den Quellen ergibt sich im Gegenteil, dass der Lachs stets zu den Delikatessen der Basler Küche zählt.› Auch später sind keine weiteren Hinweise aufgetaucht. Diese Wandersage ist anscheinend auch in Hamburg und im Burgund bekannt, allerdings mit anderen Fischarten.»
Kann man noch mit gutem Gewissen Lachs essen?
Grundsätzlich ist dies eine Frage, die jede Person für sich selbst entscheiden muss.
Man kann jedoch festhalten, dass aus ökologischer und tierethischer Sicht vom Konsum von Lachsen aus Aquakultur im Meer abzuraten ist (siehe dazu die nächste Frage).
Eine mögliche alternative sind zertifizierte Wildlachse oder Fische aus Schweizer Aquakultur (https://swisslachs.ch/) - wobei es auch hier aus ökologischer und tierethischer Sicht besser wäre, auf lokale und häufige Fischarten zu setzen.
Wenn man sehr gerne Fisch isst, kann man sich an folgendem Orientieren:
- Fisch als nicht-alltägliche Delikatesse geniessen
- auf einheimische Fische, z.B Weissfische aus dem Zürichsee, setzen
- auf Bio- und Umweltsiegel, sowie das Herkunftsland achten
Was ist das Problem mit Lachszuchten?
Die Zucht von Lachsen in Aquakultur ist hoch-industrialisiert und mit der Massentierhaltung von anderen Tierarten vergleichbar - nur dass es im aquatischen Bereich noch nahezu keine Richtlinien/Grenzwerte für die Anzahl Fische pro Gewässereinheit gibt.
Aquakultur im Meer hat mit folgenden Problemen zu kämpfen:
- Die grosse Anzahl an Fischen pro Zuchtbecken führt zu grossen Mengen von Ausscheidungen und Futterresten auf den Boden des Meeres. Das ist ein ziemliches Problem für die Ökosysteme dort: Kleine Bakterien bauen die Stoffe ab und verbrauchen dabei jede Menge Sauerstoff. Der Sauerstoffgehalt im Wasser kann dadurch so sehr sinken, dass kein Leben mehr möglich ist.
- Das Leben in engen Gehegen macht die Zuchtlachse anfällig für Parasiten. Viele sind von Läusen befallen, die normalerweise tödlich für die Fische sind. Deshalb werden die Lachse mit Pestiziden und Antibiotika behandelt > was letztendlich auch auf unserem Teller und im Meer landet.
Mit der Zeit wurden die Zuchtlachse immer resistenter gegen die Behandlungsmethoden. Die Folge: Die Läuse können sich auf die ohnehin schon raren Wildbestände ausbreiten - und bis zur lokalen Ausrottung führen. - Lange Zeit fütterte man die Lachse mit Fischöl und Fischmehl - das verschärfte die Überfischung der Meere. Mittlerweile sieht das etwas anders aus: Rund 80 % des Lachsfutters sind pflanzlich. Um ein Kilo Lachs zu produzieren, werden etwa 500 Gramm Sojabohnen benötigt. Wie beim sonstigen Futtermittel stammt ein grosser Teil dessen von riesigen Sojaplantagen aus Südamerika - für die grosse Teile des Regenwalds gerodet werden.
Zudem bleibt das Fleisch der Lachse dann hell, da die Krebse in ihrer Nahrung fehlen, so dass der Farbstoff künstlich beigegeben werden muss. - Zudem brechen immer wieder Zucht-Lachse aus ihren Aquakulturanlagen aus und kontaminieren den genetischen Pool der Wildlachse. Der hochgezüchteter Lachs ist nachweislich weniger intelligent und bewegt sich langsamer und stellt bei einer potentiellen Vermischung eine Gefahr für die Wildbestände dar. Zudem werden die Lachse zum Teil in Gegenden gehalten, in denen sie normalerweise nicht vorkommen und bei Massenausbrüchen das lokale Ökosystem gefährden (Bsp. Atlantische Lachse vor Chiles Küste).
Weitere Informationen zu dem Thema findet ihr in den folgenden Videos:
Wie sieht das optimale Laichsubstrat für Lachse aus?
Damit Lachse lockeres Laichsubstrat als Laichhabitat nutzen, sollte es folgende Eigenschaften aufweisen:
- Korngrössendurchmesser von 2-10 cm
- Sandanteil von <10%
- Mächtigkeit von mindestens 30 cm
- Wassertiefe von 30-60 cm
- Mittlere Fliessgeschwindigkeit von 0.3-0.5 m/s
- Deckungsstrukturen vorhanden mit mind. 0.5 m2 Fläche, im oder max. 50 cm über dem Wasser, Wassertiefe von mind. 40 cm
Was brauchen juvenile Lachse für Habitatansprüche?
Juvenile Lachse bevorzugen Bereiche mit:
- einer Wassertiefe von unter 30 cm
- einer Fliessgeschwindigkeit von 0.1-0.5 m/s
- über Grobkies, Steinen oder Blöcken
Immer noch offene Fragen?
Dann frag doch einfach mich: christian.hossli@wwf.ch